Wolle ist weich und warm. Das wissen die Menschen schon seit Jahrtausenden zu schätzen. So lange machen sie aus Wolle auch schon Kleidung. Früher war es ein kostbares Material, dass sich nicht viele leisten konnten. Heute ist das anders. Im Jahr 2018 wurden laut der International Wool Textile Organisation mehr als 100 Millionen Kilogramm Wolle gewonnen. Das reine Naturmaterial ist sehr beliebt und ein Wollpullover fehlt in keinem Kleiderschrank. Wolle wärmt aber nicht nur. Sie hat auch kühlende Eigenschaften, ist geruchshemmend und knitterarm. Naturmaterialien sind aber mit Blick auf die Pflege anspruchsvoll.
Auf die Herkunft achten
Bevor man sich beispielsweise an das Waschen eines Wollmantels macht, sollte man sich genau informieren, wie es richtig geht. Schließlich soll der Mantel auch nach der Wäsche noch flauschig, weich und in Form sein. Dazu muss man zuerst einmal wissen, aus welcher Wolle der Mantel oder ein anderes Kleidungsstück gefertigt ist. Der Handel unterscheidet zwischen Wolle tierischer, pflanzlicher und synthetischer Herkunft. Die bekanntesten Wollsorten tierischen Ursprungs sind Alpaka, Angora, Merino, Kaschmir, Mohair und natürlich die Schafwolle, auch Schurwolle genannt. Mohair, Merino und Kaschmir gehören zu den wertvollsten Wollarten. Sie sind besonders weich und kuschlig. Die aufgebürsteten Fasern fühlen sich an wie Daunen. Sie werden am besten in handwarmem Wasser mit etwas Shampoo gewaschen und liegend getrocknet. Die Waschmaschine ist absolut tabu, auch der Schonwaschgang. Mohair stammt im Übrigen von der Angoraziege, nicht zu verwechseln mit der Angorawolle, die von Angorakaninchen stammt.
Die Sauberkeit bestimmt die Qualität
Schaf- oder Schurwolle wird von lebenden Schafen gewonnen. Weltweit werden jährlich über zwei Millionen Tonnen produziert. Ein Schaf bringt bis zu 4,5 Kilogramm Wolle auf die Waage. Nach dem Scheren wird die verschmutzte Wolle von den sauberen und damit höherwertigen Anteilen getrennt. Danach wird die Wolle gereinigt, aufgekämmt, eingefärbt und zu Garn gesponnen. Die Qualität wird nach der Feinheit der Fasern, dem Reinwolle-Gehalt, der Festigkeit und Länge der Wollfasern bewertet. Die Fasern von Schurwolle gelten als sehr elastisch, farben- und formbeständig. Die verschiedenen Schafsrassen liefern ganz unterschiedliche Qualitäten. Einige eignen sich besser für Kleidung und Schuhe, andere für Gebrauchstextilen wie Decken und Teppiche. Merinowolle zum Beispiel wird besonders gerne für Funktionsunterwäsche für Sportler genommen.
Vorsicht bei Merinowolle aus Australien
Etwas vorsichtiger sollte man bei Merinowolle aus Australien sein. Dort wird noch immer das tierquälerischen Mulesing-Verfahren angewendet. Dabei werden den Lämmern um den Schwanz herum ganze Fleischstücke herausgeschnitten, natürlich ohne Betäubung. Damit soll der Befall des Hinterteils mit Fliegenmaden verhindert werden. Um mehr Wolle zu liefern, wurden Merinoschafen viele Hautfalten angezüchtet. In den feuchten Falten am Hinterteil fühlt sich das Ungeziefer besonders wohl, deshalb werden dort die Hautfalten einfach herausgeschnitten. In Deutschland ist Mulesing verboten. Wer sich also Kleidungsstücke aus Merinowolle kauft, sollte unbedingt auf mulesingfreie Wolle achten. Auch bei anderen Tieren ist die Schur nicht unproblematisch. Angorakaninchen zum Beispiel werden schon mit sechs bis acht Wochen und dann bis zu viermal im Jahr geschoren. Die jungen Tiere leiden nicht nur unter dem Stress, da ihnen der Wärmeschutz fehlt, werden sie leichter krank. Vor dem Kauf sollte man sich deshalb genau informieren, wo die Wolle herkommt, wie die Tiere gehalten und geschoren werden.